Die Herausforderungen einer nachhaltigen Sicherheitskultur liegen nicht nur in der Führung und Verantwortung der Mitarbeitenden und Vorgesetzten. So sind beispielsweise die eigenen Marketing- und Sales-Kompetenzen oft unterschätzte und manchmal gar verachtete Aspekte von Sicherheitsprofis.

Nicht nur im Profisportbereich gilt es, die eigene Performance auf dem höchsten Niveau zeitlich, auf den Punkt genau und ausdrucksstark dem Publikum/der Jury zu präsen- tieren. Eine Leistung, die nicht von heute auf morgen ohne wiederholtes Üben erbracht werden kann und auch nicht auf reine Wunschdenken basiert. Mit einem zielgerichteten, harten Training, auf den Wettkampf ausgerichtet, spornt man sich im Kader gegenseitig zur Bestleistung an, nur damit man am Schluss die Prüfung vor den Schiedsrichtern mit erhoffter Best- note besteht. – Und was hat das Ganze nun mit der Sicherheit in Organisationen und Unternehmen zu tun? Einiges! Wagen wir den Vergleich und unkonventionellen Perspektivenwechsel für mehr Resilienz in unseren eigenen Reihen.

 

Pflicht und Kür für die Sicherheit

Unternehmenssicherheit wurde in den vergangenen Jahren oder gar Jahrzehnten in vielen Organisationen wie die Amateur- oder Lokalliga im Sportbereich betrachtet. Nur ein paar wenige Leute im Unternehmen interessierten sich wirklich für diese Disziplin und versuchten, das Beste aus dem vorhandenen Wissen und Können herauszuholen. Sponsoren und Fürsprecher zu finden ist keine leichte Aufgabe in diesem Bereich. Zwar sind gesetzliche Vorgaben in den einzelnen Themenbereichen der Sicherheit einzuhalten (Pflicht), aber darüber hinaus kam kaum Begeisterung für zukunftsgerichtete, nachhaltige Veränderungen und Neuerungen (Kür) auf. Der Blick des Managements auf entstehende Kosten und der damit einhergehende Verlust des Profits und der persönlichen Boni liess kaum Chancen für eine Neuausrichtung der Sicherheitsthemen und -organisation zu. Persönliche Einschätzungen der Sicherheitsfunktionäre im Unternehmen stiessen zwangsweise auf Widerstand, den sie selbst kaum zu über- winden vermochten. Klar, haben die globalen Ereignisse der letzten Monate für ein Umdenken gesorgt, jedoch nur auf Druck von aussen und (bevorstehen- dem) Verlust von Wirtschaftsgütern, Informationen/Daten usw. So hat z.B. die Versorgungssicherheit einen wesentlichen Einfluss auf den Produktionsstandort und das Supply Chain Management, und die IT-Sicherheit hat ihre Herausforderungen im Cyberraum. Und dies sind nur zwei Beispiele von vielen Disziplinen im Bereich der holistischen Sicherheit im öffentlich-rechtlichen und privat- wirtschaftlichen Umfeld.

 

Top-Performance erfordert ihre nötige Präsenz

Risiken und Sicherheit werden vielerorts auf der Basis von Zahlen, Daten und Fakten (ZDF) der Vergangenheit betrachtet: Eine Antizipation auf zukünftige Ereignisse und somit auch Chancen stehen kaum im Auge des Betrachters. Es scheint ganz so, als ob man auf einem Auge hinsichtlich einer Neuausrichtung zu den Sicherheitsthemen in Unternehmen blind und auf einem Ohr hinsichtlich Innovation fast taub ist. Doch warum erhalten Sicherheitsfunktionäre in der eigenen Organisation so wenig oder zu wenig Aufmerksamkeit und Unterstützung für die Umsetzung ihrer Ansichten, Ideen, Projektüberlegungen usw.? Was ist der Grund für die verpatzten Noten im Bereich der Kür und manchmal auch im Pflichtbereich?

 

Das Auge liest mit und die Ohren hören zu, zumeist und manchmal eben doch nicht genug. Eine Top-Performance von Sportprofis wird einstudiert, eintrainiert und exzellent mit passender Musik vorgetragen. Dabei geht es um eine aus- druckstarke, von Anfang bis Ende durchgetaktete Darstellung jener Elemente, die gefordert werden und gleichzeitig unerwartete Begeisterung auslösen können und sollen. Nichts, aber auch gar nichts wird dem Zufall überlassen. Es braucht die nötige Präsenz, um wirken zu können! Wechseln wir zu den vermeintlichen Sicherheitsprofis in den Organisationen. ...

 

Autor:

Anton Dörig

 

Quelle:

save - das Magazin für Sicherheit (https://save.ch/save-magazin-fuer-sicherheit/)