Weshalb mühen sich Experten, gerade auch Sicherheitsfachleute mit grossem Know-how, im Unternehmen immer wieder erfolglos ab, wenn es um die Akzeptanz und Durchsetzung ihrer Vorhaben geht? Dagegen hilft ein einfaches Mittel.
Wer seinen Beruf von Grund auf gelernt oder ein Studium absolviert und sich stetig weitergebildet hat, kommt dem Ruf als Fachfrau/-mann oder gar Expertin/Experte Schritt fur Schritt näher. Und
trotzdem stellt sich doch irgendwann die Ernüchterung im Berufsalltag ein. Trotz grosser Erfahrung und erreichter Erfolge im Unternehmen findet sie oder er keinen wirklichen Nährboden mehr – die
Freude an der Arbeit beginnt zu schwinden. Das eigene Fachwissen scheint nicht mehr gefragt zu sein und der Widerstand bei betrieblichen Veränderungen steigt weiter an. Ein Zustand, dem sich
gerade auch viele Sicherheitsfachleute ausgesetzt sehen.
Leider ist dies kein Einzelfall, wie Umfragen bei Berufsfachleuten zeigen.
Vielmehr ist es ein Zustand, mit welchem sich viele abgefunden haben. Doch woran liegt es, dass die Kompetenz im Unternehmen kein Gehör mehr findet? Sind es die anderen, die daran schuld sind,
oder verkennt das Unternehmen den Wert seines Sicherheitsexperten?
Eigene Denkweise wird zu wenig hinterfragt
Viele erfolgreiche Fachleute haben sich ihr Know-how in einem oder mehreren Unternehmen angeeignet und sich letztlich ein sehr spezialisiertes Fachwissen angeeignet, gerade auch in der
Sicherheitsbranche. Dieses Wissen bringt ihnen zuerst Anerkennung, was einen positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl und die Wertschätzung im Beruf bringt. Genau an diesem Punkt beginnen sich
die Probleme der geschilderten Entwicklung abzuzeichnen.
Denn das Fachwissen birgt die Gefahr der fachlichen und sozialen Isolation im Unternehmen. Denn wer sich sicher und in seinen Äusserungen bestätigt
fühlt, neigt dazu, das eigene Verhalten und die eigene Denkweise nicht mehr zu hinterfragen. Der anfängliche Biss und die offene Betrachtungsweise, die vom betrieblichen Umfeld als Mehrwert
geschätzt wurde, weichen der sogenannten Betriebsblindheit.
Spezialist vs Generalist – eine Sache der Perspektive
Fachliches Wissen ist nicht für jede Person und Funktion im Unternehmen vongleichem Wert. Es ist bekannt, dass mit der persönlichen Entwicklung, dem Aufstieg in der Betriebshierarchie die
fachlichen Kenntnisse dem des Managements weichen müssen. Somit stellt sich allen Fachleuten die gleiche Herausforderung, die der Transfermöglichkeit. Wie verpackt man das nötige Fachwissen in
die Sprache des Managements und erreicht somit die gesteckten Ziele? Grundsätzlich sind die Fachwelt und die Welt des Managements nicht auf gleicher Ebene: Somit sind auch die Ansichten und
Interessen
der auf dieser Stufe ansässigen Personen nicht identisch. Was nützt es, wenn sich Fachleute zwar einig sind, dies aber nicht den Entscheidungsträgern
vermitteln respektive klarmachen können. Die Kunst liegt nicht allein im Wissen, sondern auch im Bereich der Empathie!
Viele Experten haben es verlernt, das über die Jahre hart erarbeitete Fachwissen mit Emotionen zu verbinden. Es fehlt die Fähigkeit, auf den unterschiedlichsten Stufen kommunizieren zu können und
die geforderten Zahlen, Daten und Fakten mit Emotionen zu füllen. Das Vorweisen seines Know-hows ersetzt nicht die Begeisterung für ein Anliegen. Das zu vermittelnde Wissen und der angestrebte
Zuspruch für den vorbereiteten Antrag
bei der Geschäftsleitung ist stark vom Fach- und Detailwissen zu abstrahieren: Es braucht die geforderte Klarheit (Vogelperspektive), gepaart mit den richtigen Emotionen. Denn Emotionen bringen
Bewegung auf allen Ebenen!
Ganz so einfach scheint es nun aber in der Praxis doch nicht zu sein. Die grundlegendsten Elemente gehen hierbei vielfach vergessen, gemeint sind das Networking und die aktive Zusammenarbeit.
Zuerst gilt es Gleichgesinnte für sein Vorhaben zu finden, die einen tatkräftig unterstützen. Man gewinnt durch gegenseitige Hilfeleistung bei umzusetzenden Betriebsaufgaben und Projekten an
Boden beziehungsweise macht gemeinsame, positive Erfahrungen. Dies stärkt einem im Vorhaben und in der Akzeptanz im Unternehmen. Nicht umsonst hat der Spruch: « Tue Gutes und sprich darüber!»
immer wieder seine Berechtigung. Wer im Ansatz bereits Gutes beabsichtigt und die Weiterentwicklung des Unternehmens positiv angeht, schafft es leichter zum Erfolg.
Fazit
Die Gefahr liegt in der Vereinsamung der Fachleute und Experten aufgrund der befürchteten, nachlassenden Akzeptanz im Unternehmen. Genau dies bringt die Negativspirale zum Drehen: Letztlich
sucht die betroffene Person einen Ausweg in der Isolation oder Resignation; das endet nicht selten im Verlassen des Unternehmens. Dem kann jedoch mit einfachen Taten entgegengewirkt werden.
Es reicht nicht, sich ein grosses Expertenwissen anzueignen, um im wirtschaftlichen Umfeld zu überleben. Es gilt, aktiv und kompetent den Kontakt auf allen Ebenen suchen. Wollen Fachleute und
Experten längerfristig Erfolg im Unternehmen haben, muss nicht nur die Basis, sondern auch das Management vom Vorhaben und den Aufgaben überzeugt werden. Der Weg dazu: Wer emotional begeistern
kann, hat schon sehr viel gewonnen und zeigt Präsenz auf dem richtigen Weg!
Dieser Artikel erschien im Sicherheitsforum 1/16 unter der Rubrik Coaching